GEGEN DAS MITTELMAß
8/17/20252 min read
Gegen das Mittelmaß
Es gibt diese Tage, da fühlt sich das Leben an wie ein Algorithmus: Aufstehen, arbeiten, Netflix, schlafen. Wiederholen. Wochen, die sich gleichen, Gespräche, die auf Autopilot laufen. „Wie war dein Tag?“ – „Ganz okay.“ Und irgendwann ertappt man sich bei der Frage: War’s das? Soll das hier das Leben sein?
Das Hamsterrad der Zufriedenheit
Wir leben in einer Kultur, die „funktionieren“ mit „glücklich sein“ verwechselt. Solange der Job stabil ist, die Beziehung nach außen intakt wirkt und am Wochenende ein Cappuccino am Fenster wartet, soll das genügen. „Sei dankbar, reicht doch“, heißt es dann. Aber Dankbarkeit ist nicht dasselbe wie Erfüllung. Und „okay“ ist kein Ziel, sondern Stillstand im Gewand der Normalität.
Das Problem: Wir haben gelernt, realistisch zu träumen. Und „realistisch“ heißt oft: klein genug, damit niemand gestört wird. Doch innere Stimmen lassen sich nicht ewig dämpfen. Irgendwann schreit etwas lauter als jeder Ratgeber: Nein. Das reicht nicht.
Der Wunsch nach Tiefe
Es geht nicht um Arroganz, nicht darum, „mehr wert“ oder „besser“ zu sein. Es geht um den Hunger nach etwas Echtem. Nach Gesprächen, die nicht an der Oberfläche kratzen. Nach Projekten, die mehr hinterlassen als eine erledigte To-do-Liste. Nach einem Leben, das nicht nur eine Kopie fremder Erwartungen ist.
Das ist kein Luxusproblem. Es ist die zutiefst menschliche Sehnsucht, Spuren zu hinterlassen – nicht in Denkmälern oder Statistiken, sondern im Gefühl, dass es einen Unterschied macht, dass man da war.
Mut statt Mittelmaß
Scheitern gehört dazu. Zweifeln auch. Aber Mittelmaß ist keine Option. „Alles richtig gemacht“ zu haben und trotzdem nichts gefühlt zu haben – was könnte bitterer sein? Mut bedeutet nicht, nie Angst zu haben. Mut bedeutet, den Zug trotzdem zu nehmen, statt am stillgelegten Bahnhof des eigenen Lebens zu warten.
Ja, es ist unbequem, mehr zu wollen. Eine Welt, die gelernt hat, mit „weniger“ zu leben, versteht oft nicht, warum jemand „zu viel“ fühlt, träumt, fordert. Aber vielleicht ist genau dieses „Zu viel“ die Rettung.
Mehr als das
Denn was, wenn wir recht haben? Was, wenn unser Herz nicht nur schlägt, um die Tage zu zählen, sondern um etwas zu schaffen, das bleibt? Was, wenn „mehr als das“ nicht Größenwahn ist, sondern der eigentliche Sinn?
Dann wäre das, was uns rastlos macht, nicht Schwäche – sondern ein Kompass. Ein Hinweis darauf, dass wir lebendig sind.
Und falls du das spürst, irgendwo da drin, auch nur ein bisschen: Dann weißt du, du bist nicht allein mit dem Wunsch nach "Mehr als das".