ZWISCHEN AMBITION UND ÜBERFORDERUNG

8/17/20251 min read

Zwischen Ambition und Überforderung

„Wir wollten alles – jetzt wollen wir nur noch klarkommen“

Es gibt Sätze, die eine ganze Generation beschreiben könnten. Dieser hier gehört dazu: „Wir wollten alles – jetzt wollen wir nur noch klarkommen.“

Wir sind mit dem Versprechen aufgewachsen, dass die Welt uns offensteht. „Sei du selbst“, „Werde, was du willst“ – so lautete das Mantra. Wir sollten freier sein als jede Generation vor uns. Grenzenloser. Selbstbestimmter. Und wir haben es geglaubt. Wir haben unsere Träume geplant, unsere Karrieren optimiert, unsere Visionen visualisiert.

Doch während wir beschäftigt waren, uns selbst zu verwirklichen, begann die Welt um uns herum zu brennen.

Die überschattete Zukunft

Klimakrise, Pandemie, Krieg, Inflation, der Druck der KI – das große Morgen wurde nicht abgesagt, aber verdunkelt. Jede Schlagzeile, jede Krise, jeder „historische Moment“ hat ein Stück der Leichtigkeit geraubt, mit der wir eigentlich loslaufen wollten. Wir wollten alles – und fragen uns jetzt: Was bringt Selbstverwirklichung in einem System, das selbst kaum noch weiß, wohin es steuert?

Rückzug als neue Strategie

Ein Teil unserer Generation hat reagiert, indem er die Spielregeln neu schreibt. Rückzug, nicht als Flucht, sondern als Neuausrichtung: vom Großstadtideal aufs Land, vom Karriere-Hustle zur Vier-Tage-Woche, von der Selbstoptimierung zur Selbsterhaltung.

Was auf den ersten Blick nach weniger Ambition aussieht, ist bei genauerem Hinsehen etwas anderes: eine Verschiebung der Werte. Weniger Glanz, mehr Substanz. Weniger „Alles ist möglich“, mehr: „Was brauche ich wirklich?“

Zwischen Resignation und Reife

Es wäre ein Fehler, diesen Wandel mit Resignation zu verwechseln. Es ist kein kollektives Aufgeben, sondern ein neues Navigieren. Vielleicht sogar eine Form von Reife. Denn wer gelernt hat, dass „alles“ weder erreichbar noch gesund ist, fragt anders. Nicht mehr: „Wie hoch kann ich steigen?“ Sondern: „Wie stabil kann ich leben?“

Und in dieser Frage liegt ein Potenzial, das nicht kleiner macht, sondern klarer.

Ein Generationenkompass

Vielleicht ist das die eigentliche Stärke dieser Zeit: zu erkennen, dass Größe nicht im „Alles“ liegt, sondern im Genug. Dass Selbstverwirklichung nicht mehr bedeutet, die Welt zu erobern, sondern einen Platz in ihr zu finden, der trägt.

Wir wollten alles – und vielleicht war genau das die Illusion. Jetzt wollen wir klarkommen. Und vielleicht, wenn wir ehrlich sind, ist das gar nicht weniger. Vielleicht ist es sogar mehr.